WENN DIE DATENBANK PLÖTZLICH STREIKT: PROZESS-RISIKEN VERMEIDEN

Die zunehmende Komplexität durch den Umzug von IT-Services in die Cloud und die Entstehung einer hybriden IT stellt IT-Verantwortliche vor besondere Herausforderungen. In diesem Blogbeitrag wird erläutert, wie Unternehmen mit den Herausforderungen umgehen können.

Liebe Leserinnen und Leser,

das Problem Management war für IT-Verantwortliche schon immer eine besondere Herausforderung und wir als Berater und Beraterinnen kennen kein einziges Unternehmen, das an diesem zentralen Punkt mit seinen Prozessen vollständig zufrieden wäre. Mit dem Umzug zahlreicher IT-Services in die Cloud und dem Entstehen einer hybriden IT steigt die Komplexität in dieser Disziplin jedoch noch einmal deutlich. So ist es ein zentraler Punkt beim Problem Management, dass bei einem Störfall die Experten für die betreffenden IT-Dienstleistungen zusammenkommen und gemeinsam nach einer Lösung für das aktuelle Problem suchen. Dies wird umso schwieriger, je mehr unterschiedliche Provider – zum Beispiel für Datenbanken, Netzwerklösungen oder Software – beteiligt sind. So wird die Verantwortung gern von einem Anbieter zum anderen geschoben und es ist alles andere als einfach, die Ursache für einen Fehler zu finden. Doch damit noch nicht genug: Public-Cloud-Anbieter, zum Beispiel Hyperscaler, scheren sich gar nicht um die IT-Probleme ihrer Kunden. Sie verweisen auf ihre Standardverträge, die das Problem Management nicht beinhalten. Und so wird schnell klar: Die bewährten Routinen greifen an diesem Punkt nicht mehr und es ist unerlässlich, die bestehenden Prozesse neu zu justieren.

Selbst den Überblick behalten

Auch grundsätzlich gilt: Passt man die im Rahmen einer On-Premise-IT aufgestellten Prozesse nicht an die neue hybride IT an, entstehen an vielen Stellen erhebliche Risiken. Dies gilt zum Beispiel auch für das Capacity Management: Wurde ein Unternehmen in der On-Premise-Welt vom Provider zum Beispiel mit Augenmaß gewarnt, wenn in einer Datenbank die Speicherkapazität knapp wurde, so ist das bei Public-Cloud-Lösungen keineswegs der Fall. Hier muss das Unternehmen den Überblick selbst behalten. Anderenfalls kann eine unzureichende Speicherkapazität ohne Vorwarnung eine wichtige IT-Anwendung lahmlegen. Und auch für das Kostenmanagement gilt: Nur wer die oftmals komplizierten Preismodelle für den Speicherplatz, aber auch alle anderen Anwendungen selbst im Blick hat, kann mit dem Schritt in die Public Cloud auch tatsächlich Kosten einsparen (siehe auch unseren Blogartikel „Böse Überraschungen vermeiden“ vom 23. Juni 2023).

In Lösungen gedacht bedeutet dies: Bei dem immer komplexer werdenden Multiprovider-Management muss die Position des „Man in the Middle“ besetzt werden, der die kritischen Prozesse sowie die zugehörigen Kennzahlen im Blick behält und gut einschätzen kann. Dazu müssen die bestehenden IT-Service-Management-Prozesse genau unter die Lupe genommen werden. Abläufe müssen angepasst und neue Automatismen geschaffen werden, die zum Beispiel Warnmeldungen auslösen und entsprechende Aktionen einleiten, wenn die Speicherkapazität knapp wird. Es gilt Rollen festzulegen sowie Verantwortlichkeiten und Schnittstellen zu definieren. Eine systematische Vorgehensweise dabei ermöglicht die sorgfältige Überarbeitung der entsprechenden ITIL-Prozesse, die wiederum die Grundlage für die Methode Service Integration and Management (SIAM) bilden. Mit dieser können Unternehmen alle Bestandteile der IT zusammenzuführen und die sprichwörtlichen Zügel in der Hand behalten. Gebraucht werden dazu unter anderem qualifizierte Cloud-Experten, die dieser für die Unternehmen noch neuen Aufgabe gewachsen sind und sich mit dem wichtigen Thema Schritt für Schritt auseinandersetzen.

Wichtig: Bereits bei der Planung ansetzen

Ebenso wichtig ist es jedoch, bereits bei der Planung möglicher Cloud-Lösungen die Prozessrisiken im Blick zu haben – sprich: Schwierigkeiten vorauszusehen und Lösungen so aufzubauen, dass es möglichst wenige davon gibt. Hier gilt es unter anderem, sich sehr gut zu überlegen, welche Services in die Public Cloud verlagert werden sollen und welche nicht. So kann es zum Beispiel sein, dass der Zugriff auf Backups in der Public Cloud nur zu bestimmten Zeiten möglich ist oder bei einem Stromausfall gar nicht mehr funktioniert. Zudem ist es bei Private-Cloud-Anbietern eher möglich, sie vertraglich zum Beispiel zu einer Mitwirkung beim Problem Management zu verpflichten. Sehr gut sollte sich ein Unternehmen auch überlegen, ob bzw. für welche Zwecke es eine „Plattform-as-a-Service“-Lösung einkauft. Diese ist für das Unternehmen eine vollständige Blackbox, da der Provider die Datenbank auf seiner eigenen Umgebung betreibt. Aus dem Blickwinkel der Steuerung kann es sinnvoller sein, sich für das Modell „Infrastructure-as-a-Service“ zu entscheiden, so dass der Provider zwar die Rechner und den Storage betreibt, das Unternehmen aber administrativen Zugriff auf die Betriebssysteme hat und dadurch selbst nachforschen kann, wodurch auf einem Server gerade ein Stau verursacht wird. Bei der Betrachtung anderer Szenarien sind jedoch auch weitere Service-Tiefen möglich. In der Regel wird es bei der sorgfältigen Abwägung von Chancen und Risiken auf eine Kombination aus Public- und Private-Cloud-Services sowie On-Premise-Lösungen hinauslaufen, auf die die bestehenden Prozesse angepasst werden müssen.

In diesem Sinne erneut herzliche Grüße!

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